Donnerstag, 10. April 2008

Artikelserie: eSportmentalität in Europa

Teil 2: Wer lebt wie vom eSport?

Wer ihn noch nicht kennt, sollte zuerst den ersten Teil lesen.

Last but not least haben auch die Lebenshaltungskosten einen grossen Einfluss darauf, ob jemand die Laufbahn eines professionellen eSportlers einschlagen will oder nicht. Hier hat ebenfalls Europa den Kürzeren gezogen, insbesondere Westeuropa. Jedes Wochenende hat jeder Warcraft 3 Spieler die Gelegenheit im Zotac Cup 100-200 Euro oder im Excello Cup 250 Euro zu gewinnen. Gelingt das einem Westeuropäer, der für seinen eigenen Lebensunterhalt aufkommen muss, ist ein solches Turnierein nettes Taschengeld, doch reicht es nicht mal für die Miete. Jemand, der in Asien wohnt, kann aber von diesem Preisgeld fast einen Monat lang leben. Damit meine Angaben auch einen hermeneutischen Zugang haben, habe ich mich an der Studie Preise und Löhne der UBS orientert. Das relative Lohnniveau in Beijing beträgt 8.1% von dem in Zürich (Zürich wurde in der Studie als 100% der Lohnauszahlungen genommen). Schaut man sich die Liste weiter an stösst man auf Shanghai (10.5%), Moskau (19.1%), Hongkong (21.4%) und Seoul (35.8%).

Jemand der also in Asien oder Osteuropa sesshaft ist, gewinnt bei eSportturnieren verhältnismässig sehr viel "mehr" als ein Westeuropäer oder Amerikaner mit derselben Leistung. Ergo macht es für Erstere mehr Sinn, viel Zeit in ein solches Spiel zu investieren, da man, sofern man gut ist, die Chance hat, weit mehr Geld zu verdienen als mit einem normalen Job. Etwa die Spieler von ieS Bly, Sonik und Fav, die vermutlich an die 50-100 Euro pro Monat vom Clan bekommen, (unbestätigte Schätzung von mir :), dürften so ein recht gutes Geschäft machen, in Kiew ist das relative Lohnniveau im Vergleich zu Zürich bei 8.4% (und auf dem Land vermutlich nochmals ziemlich viel tiefer).

Nun gibt es natürlich auch in Westeuropa eSportler die es geschafft haben für eine begrenzte Zeit vom eSport zu leben. Gerade wer in Deutschland die EPS zweimal pro Jahr gewinnt, verdient nur schon daran ordentlich viel Geld. Daneben gibt es aber national nicht wirklich grosse Beträge zu gewinnen und international reicht es nur selten und sporadisch für einen Turniersieg. Zusammen mit Siegesprämien, Clansponsoring und den Preisen für kleinere Turniere kommt man optimistisch geschätzt auf etwa 22000€ pro Jahr. Diese setzen sich wie folgt zusammen:

2x EPS gewinnen = 12000€
2x 10 Siege @ EPS = 2000€
12x Sponsoringgelder à 500€ = 6000€
Kleinere Turniersiege (etwa LANS) ~ 2000€

Gibt pro Jahr insgesamt etwa 22000€

Dies dürfte auch in Deutschland reichen, um seinen Lebensunterhalt zu bestreiten. Man kann wahrscheinlich keine Familie davon ernähren, aber man kommt über die Runden. Nun muss man allerdings eingestehen, dass das je für CS, Warcraft 3 (und bis anhin FIFA, die bekommen nun aber in einer neuen Liga mehr Preisgeld) maximal sieben Spieler gewinnen konnten, was verglichen mit der unglaublichen Masse an deutschen Gamern schon sehr wenige sind. Zudem ist der grösste Teil dieses jährlichen Einkommens sehr ungewiss. Denn sobald noch jemand anderer als HasuObs findet, er möchte jetzt Vollzeit Warcraft 3 spielen, wirds zwischen den beiden problematisch, da ja nur einer gewinnen kann.

Mir ist bewusst, dass es noch weitere Faktoren gibt, die ich nicht habe einfliessen lassen, weil sie sehr schwierig zu evaluieren sind. Beispielsweise ist die Wahrscheinlichkeit, einen guten Warcraft 3 Spieler zu haben bei einer Milliarde Chinesen weitaus grösser als bei 80 Millionen Deutschen. Diese Aussage muss ich aber auch gleich relativieren, denn von dieser Milliarde Chinesen hat nur ein kleiner Bruchteil Zugang zu einem Computer und Internet (und wenn man den Chinesen glauben will, haben auch diese Privilegierten immer grosse Lags). In Deutschland steht mittlerweile in mehr als 3 von 4 Haushalten ein Computer. In dieser Hinsicht dürfte aber auch Südkorea die optimalen Voraussetzungen haben. Dort müssen auf etwas mehr als der Fläche vo Bayern 50 Millionen Menschen wohnen. Dadurch bleibt enorm wenig Platz für Grünflächen, Parks und Sportanlagen. Weniger Platz benötigen die Internetcafes, welche an jeder Ecke stehen. Wo und wie also sollen sich die Jugendlichen also ihre Zeit vertreiben? Natürlich mit Computerspielen.

Konklusion: Ich hoffe, ich konnte eine Erklärung dafür abgeben, weswegen China und Südkorea die Warcraft 3 Turniere so stark dominieren. Es liegt nicht daran, dass sie mit mehr Skill geboren werden, sondern die Bedingungen für sie günstiger sind. Ein Westeuropäer, der mit dem Gedanken spielt, professioneller eSportler zu werden, sollte sich mit dem Gedanken anfreunden nach China oder in die Ukraine umziehen zu müssen, damit er für seinen Lebensunterhalt alleine aufkommen kann.

Doch was ist mit uns normalsterblichen eSportlern? Denjenigen, die eigentlich nur Spass am Spiel haben möchten? Ist nun der Traum vom schnellen Geld mit ein bisschen Computerspielen ausgeträumt? Müssen wir die Rollläden wieder hochkurbeln, raus an die frische Luft und uns ungesunden UV-A Strahlen aussetzen?
Der dritte und (vermutlich) letzte Teil folgt, sobald ich ihn fertig geschrieben habe!

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…
Der Kommentar wurde von einem Blog-Administrator entfernt.
Anonym hat gesagt…

Aus irgendeinem Grund war die Reihenfolge in meinem Poste eben nicht die richtige --> bitte löschen-...


Die Frage ist ja auch:

was verdient ein Grubby?
was verdient ein Tod?

diese beiden sind ja auch ausnahme "Sportler" ohne aus Asien zu kommmen

und ich denke mal sie können davon leben auch Grubby der ja noch in Europa wohnt bwz gewohnt hat?!?!

Tod ist ja atm in China soweit ich das mitbekommen habe^^

Zudem Grubby ja zumidest innerhalb der wc3 Szene auch so etwas wie ein Popstar ist und mit seiner Bekanntheit und seinen unzähligen Fanboys seinen Preis ( wie hoch er denn auch sein mag für MYM ) nicht nur durch seine immer noch sehr gute spielerische Leistung ausgleicht

Und ich denke schon das mit man mit den 22.000 Euro im jahr ( netto ? ) eine Familie ernähren kann, wenn sich eine Familie überhaubt mit dem Beruf "Progamer" verträgt

ja und meiner Meinung nach ist auch die Mischung aus dem "mehr lohnen" und aus mehr Disziplin der asiatischen Spieler für diesen Umstand verantwortlich

Ich denke Russen können da noch weitestghend mithalten


Es nehmen doch auch Spieler aus China an europäischen Tunieren teil und können diese z.T. auch gewinnen
wieso können dies europäische Spieler nicht? würde dann der Lag ihnen alle Siegchancen zunichte machen?

Und wenn man wirklich vom Zoggen leben kann denke ich , dass der Spaß am spielen weitestgehend komplett an den Spieler vorbeigeht

ich frage mich manchmal inwiefern die "pros" überhaubt noch wahrnehmen können ob sie grade ein Hammergeiles Game abgeliefert habe oder oder ob sie da viel sachlich-anylisierender und emotionslos rangehen und ihren focus mehr auf sieg oder niederlage legen
denn mir persönlich verschafft es auch eine gewisse genugtuung wenn ich innerhalb eines Spieles zwar unterlegen bin aber dennoch geile aktionen gebracht habe und ich weiß das der Gegner zwar besser war ich es aber dennoch drauf habe :)

gut soviel dazu ...